Google darf Fitbit übernehmen [Update]

Die Europäische Kommission hat der Übernahme von Fitbit durch Google zugestimmt. Wie die Behörde mitteilte, sei die Genehmigung nur unter Auflagen erteilt worden. Verbraucherorganisationen und Datenschützer reagierten mit Kritik auf die Entscheidung.

Im vergangenen Jahr hat die Google-Mutter Alphabet den Smartwatch-Hersteller Fitbit für 2,1 Milliarden US-Dollar übernommen und im Juni dieses Jahres bei der Europäischen Wettbewerbsbehörde angemeldet.

Nachdem zahlreiche Verbraucherschutzorganisationen durch die Übernahme grundlegende Datenschutzrechte in Gefahr sahen, hatte die Kommission die Prüfung noch mal intensiviert. Nun wurde die Genehmigung erteilt, allerdings mit der Auflage, dass Google die Gesundheitsdaten der User nicht für Werbung nutzen darf und zudem auch eine Verbindung mit anderen Google-Produkten unterbindet.

Wir können die geplante Übernahme von Fitbit durch Google genehmigen, da die Verpflichtungen gewährleisten, dass der Markt für tragbare Geräte und die im Entstehen begriffene Branche der digitalen Gesundheit offen und wettbewerbsbestimmt bleiben.

Margrethe Vestager, EU-Wettbewerbskommissarin

Fitbit hat nach Ansicht der Behörde im schnell wachsenden Smartwatch-Segment in Europa nur einen begrenzten Marktanteil. Vielmehr würde der europäische Markt von Unternehmen wie Apple, Samsung und Garmin beherrscht.

Damit sah die Behörde das vielfach vorgetragene Argument entkräftet, wonach sich Google durch die Übernahme ein so großer Wettbewerbsvorteil entstehen würde, der für Mitbewerber kaum mehr aufzuholen sei.

Dem widersprach die Kommission und verwies darauf, dass der digitale Gesundheitssektor in Europa noch im Aufbau sei und sich in diesem Umfeld zahlreiche Anbieter bewegen würden.

Weil durch die Übernahme zudem nur geringfügige horizontale Überschneidungen zwischen Google und Fitbit bestünden, konnte die EU-Kommission der Übernahme zustimmen. Konkret hat die EU-Kommission ihre Zulassung mit der Bedingung verknüpft, dass Google die Gesundheits- und Wellness-Daten der Fitbit-Nutzer im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) nicht für Google-Werbung, einschließlich Suchmaschinenwerbung, Display-Werbung und die Vermittlung von Suchmaschinenwerbung verwenden darf.

Außerdem müssen die Daten durch technische Lösungen von anderen Daten getrennt bleiben. Für die Nutzung weiterer Google-Dienste muss eine Zustimmung der Nutzer vorliegen. Diese Vereinbarungen sind zunächst für zehn Jahre bindend.

Beim europäischen Verbraucherschutzverband BEUC zeigte man sich über die Entscheidung enttäuscht. „Es besteht ein ernstes Risiko, dass Google die Daten von Fitbit-Nutzern, einschließlich sensibler Gesundheitsdaten, in mehreren Märkten nutzt„, sagte BEUC-Generaldirektorin Monique Goyens, „trotz der Behauptung von Google, das es bei der Übernahme von Fitbit eher um Geräte als um Daten geht.

Zwar sei die nun getroffene Entscheidung mit Auflagen eine Verbesserung gegenüber vorherigen Entscheidungen, dennoch sieht der Verband die Rechte der europäischen Verbraucher nicht ausreichend geschützt. Mit der Genehmigung durch die Europäische Kommission hat Google ein großes Hindernis auf dem Weg der Übernahme ausräumen können.

Freie Bahn hat das Unternehmen aber noch nicht. Auch in anderen Teilen der Welt müssen noch Zustimmungen eingeholt werden. Sehr intensiv prüft momentan die Regierung in Australien, ob sie der Übernahme zustimmt.

Update vom 15. Januar 2021:

Wie Google am gestrigen Tag mitteilte, ist die Übernahme von Fitbit für rund 2,1 Milliarden US-Dollar nun abgeschlossen. In einem Blogbeitrag bekräftigte Googles Vizepräsident Rick Osterloh, dass man sich an die Auflagen der Europäischen Behörden halten will und die Daten der User nicht mit anderen Daten verknüpft.

Es geht Google bei dem Deal um die Geräte und nicht um die Daten. Außerdem soll sichergestellt werden, dass die Geräte mit externen Apps genutzt werden können. So sollen die Fitbit-Wearables auch in Zukunft mit Apples Betriebssystem iOS funktionieren.

„Wir sind zuversichtlich, dass die Kombination von Fitbits führender Technologie, Produktkompetenz und Gesundheits- und Wellnessinnovation mit der besten KI, Software und Hardware von Google den Wettbewerb bei Wearables steigern und die nächste Gerätegeneration besser und erschwinglicher machen wird“, schreibt Osterloh.

Bilder: Fitbit