Smartwatch zur Überwachung von Mitarbeitern

Aktuelle Smartwatches können eine Menge Daten über den menschlichen Körper, seine Gesundheit oder seine Leistungsfähigkeit erfassen und analysieren. Diesen Umstand macht sich ein Start-up aus Boston in den USA zunutze. Das Unternehmen hat eine App mit dem Namen Mentore entwickelt, die Bewegungsdaten von Beschäftigten über eine Smartwatch sammelt und diese mit Hilfe von künstlicher Intelligenz auswertet. Damit sollen sich Verletzungen am Arbeitsplatz reduzieren und die Produktivität erhöhen lassen.

Laut einem Bericht des US-amerikanischen Magazins Vice haben nun zwei der größten Fleischunternehmen aus den USA in das Start-up investiert und nutzen die Technologie in ihren Betrieben. Die Unternehmen JBS und Tyson Foods können damit die Bewegungen ihrer Mitarbeiter verfolgen und überwachen.

Wenn die Mentore App mit einer kompatiblen Smartwatch gekoppelt ist, sammelt sie die Bewegungsdaten des Nutzers. Dabei geht es vor allem um die eingesetzte Kraft, die Geschwindigkeit einer Bewegung und die ausgeführten Drehungen der Gelenke. Dabei kann auch die Intensität einer Bewegung erkannt werden, also ob diese moderat oder kräftig ausgeführt wird. Weil diese Bewegungen von Arbeitern in Schlachthöfen nahezu ununterbrochen ausgeführt werden, sollen sich Muster erkennen lassen, die auf eine Überbelastung hindeuten können. Außerdem kann die App auch Dehydrierung erkennen.

Die gesammelten Daten werden auf einem Dashboard angezeigt und ermöglichen einen schnellen Überblick über jeden Beschäftigten. Mentore wirbt damit, dass Unternehmen so das Verletzungsrisiko ihrer Mitarbeiter reduzieren können und damit den Arbeitsschutz im Betrieb erhöhen. Das würde sich dann in einer gesteigerten Produktivität bemerkbar machen. Arbeitsschutz ist in der fleischverarbeitenden Industrie ein großes Thema. Immer gleiche Bewegungen die zudem Kraft erfordern und mit scharfen Geräten unter belastbaren Bedingungen führen immer wieder zu Verletzungen und Überlastungen von Muskeln, Sehnen und Gelenken.

Doch was sich auf den ersten Blick als fürsorgliche Tat der Unternehmen anhört, lässt sich auch anders interpretieren. Wie Vice schreibt, sind Gewerkschaften weniger begeistert von der neuen Technologie und erwarten eine nahezu lückenlose Überwachung der Belegschaft. So wird eine Gewerkschafterin mit den Worten zitiert: „Alles, was in den Betrieben eingeführt wird, dient dem Unternehmen selbst und nicht den Arbeitnehmern.“ Doch nicht nur die Überwachung wird kritisiert, sondern auch deren Folgen. So rechnen die Gewerkschaften damit, dass die Daten genutzt werden, um die Mitarbeiter zu vergleichen und zu noch höherer Leistung anzutreiben. Außerdem wäre das Vorgehen ein Eingriff in die Privatsphäre und würde gegen Gesundheits- sowie Sicherheitsrichtlinien verstoßen.

Laut Vice, die sich dabei auf Zahlen der Nachrichtenplattform Investigate Midwest beziehen, würde die Technologie bereits auf mehr als 10.000 Geräten in unterschiedlichen Branchen und Ländern, darunter USA, Kanada, Chile und Japan, genutzt.

via: VICE.com
Bild: Jai79 auf Pixabay