Seit fast 20 Jahren gibt es Smartwatches. 2002 stellte Microsoft-Gründer Bill Gates die SPOT vor, eine Smartwatch, die wichtige Informationen aus dem Internet anzeigen konnte und zudem mit einem Terminkalender und Wecker ausgestattet war. Inzwischen sind Smartwatches schon lange nicht mehr auf diese rudimentären Funktionen reduziert. Alljährlich kommen neue Features für mehr Gesundheit und sportliche Erfolge dazu. So verwundert es auch nicht, dass die Smartwatches den klassischen Uhren inzwischen den Rang ablaufen.

Die Uhren-Fachmesse INHORGENTA MUNICH hat zusammen mit der Unternehmensberatung Deloitte rund 500 Verbraucher nach ihren Präferenzen befragt. Das Ergebnis der „German Watch Study 2021: Measuring the pulse of consumers“ dürfte die traditionelle Uhrenindustrie nicht erfreuen. Demnach tragen momentan 24 Prozent der Befragten eine Smartwatch. Im vergangenen Jahr waren es noch 15 Prozent. Im gleichen Zeitraum nahm das Interesse an einer konventionellen Uhr von 46 auf 32 Prozent ab.
Uhren mit weitreichenden Funktionalitäten werden zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Karsten Hollasch, Partner bei Deloitte und Leiter des Konsumgütersektors
Dieser Trend lässt sich auch international feststellen, denn die Befragung wurde auch in vielen anderen Ländern durchgeführt, mit ähnlichen Ergebnissen. „Uhren mit weitreichenden Funktionalitäten werden zunehmend an Bedeutung gewinnen“, sagt Karsten Hollasch, Partner bei Deloitte und Leiter des Konsumgütersektors. Gerade bei den jüngeren Generationen nimmt der Anteil der Smartwatch-User rapide zu. In der sogenannten Generation Z, zu denen die Jahrgänge ab 1997 zählen, tragen bereits mehr Menschen eine Smartwatch (33 %) als eine klassische Uhr (21 %). Hollasch sieht aber auch im steigenden Gesundheitsbewusstsein und dem Einsatz von Bezahlfunktionen weitere Treiber dieser Entwicklung.

Das Hauptkriterium für den Kauf einer Smartwatch ist aber das Kosten-/Nutzen-Verhältnis. 66 % nennen dies als wichtigstes Kriterium. Weitere wichtige Kriterien sind das Design und die Marke. Als wichtigste Funktionen wird das Tracking der sportlichen Aktivitäten und knapp dahinter die Messung gesundheitsrelevanter Daten genannt. An dritter Stelle sollten Smartwatches Anrufe und Nachrichten anzeigen und im Idealfall auch annehmen können. Notfall-Benachrichtigungen und Navigationsfunktionen werden dagegen nur von knapp jedem Zehnten befragten als wichtige Funktion genannt.

Mit den jüngeren Generationen verändern sich auch die Ansprüche an eine Smartwatch. Zeitgemäße Technologien werden dabei vorausgesetzt, besonderes Augenmerk legen die jungen Konsumenten und Konsumentinnen aber auf das Thema Nachhaltigkeit. Während das Thema über alle Altersgruppen hinweg für 44 Prozent eine wichtige Rolle spielt, sind es in der Generation Z schon 52 Prozent. „Insbesondere bei den jüngeren Verbrauchern ist das Nachhaltigkeitsbewusstsein besonders stark ausgeprägt. Hersteller und Händler – nicht nur in der Uhrenindustrie – sind gut beraten, diesem veränderten Bewusstsein Rechnung zu tragen“, sagt Hollasch. Als wichtigste Nachhaltigkeitskriterien gelten dabei die CO2-Bilanz, eine Verpackung aus nachhaltigen Materialien sowie die Berücksichtigung von Umweltaspekten und Arbeitsrechten in der Lieferkette.

Diese veränderte Konsumentenverhalten wird sich auf die Uhrenindustrie auswirken. Die Uhr als Statussymbol hat zunehmend ausgedient. Davon sind allerdings die Hersteller hochpreisiger Uhren nicht betroffen, denn deren Modelle taugen auch zukünftig als Statussymbol und Wertanlage. Dennoch wird die klassische Uhr nicht nur von den Smartwatches, sondern auch von den Smartphones verdrängt, denn die zeigen auch die Uhrzeit an. Entsprechend sagt ein Viertel der Befragten, dass es weniger Anlässe gibt, eine Uhr zu tragen.
Quelle: PM INHORGENTA und Deloitte
Bilder: PM INHORGENTA und Deloitte