Apple Watch erkennt Stress sehr zuverlässig

Stress und seine gesundheitlichen Folgen gehören heute zu den weitverbreiteten Zivilisationskrankheiten. Längst haben sich die Hersteller von Smartwatches darauf eingestellt und statten ihre Wearables mit entsprechender Sensorik aus. Wie gut das funktioniert, haben Forscher der kanadischen Universität Waterloo nun mit der Apple Watch in einer Pilotstudie untersucht.

Analysen und Daten zum persönlichen Stresslevel gehört bei Smartwatches von Garmin oder Fitbit häufig zum regulären Leistungsumfang. Nicht so bei der Apple Watch, die zwar die dafür notwendige technische Ausstattung hat, über die Software aber noch keine Auswertung der Daten liefert, die Auskunft über den Stresslevel geben können. Eine solche Funktion könnte allerdings problemlos über ein Update nachgeliefert werden, lautet ein Fazit der Forscher.

Mit 33 Probanden wurde die Studie durchgeführt. Alle Teilnehmer wurden für einen Zeitraum von zwei Wochen mit einem iPhone 7 (iOS 15.0) und einer Apple Watch Series 6 (WatchOS 8.3) ausgestattet. Dreimal täglich mussten die Probanden eine EKG-Messung durchführen und zuvor einige Fragen zu ihrem Stressempfinden beantworten. Der von Apple verbaute Sensor entspricht einem Ein-Kanal-EKG, mit dem für 30 Sekunden ein EKG durchgeführt werden kann. Die damit erfassten Daten geben allerdings nicht nur Auskunft über die Herzfrequenz und die Regelmäßigkeit von Herzschlägen, sondern liefern auch wichtige Hinweise auf Stress. Um diese zu nutzen, hatten die Forscher über eine offene Schnittstelle ihre selbst entwickelte App zum Einsatz gebracht.
Die Ergebnisse der zweiwöchigen Testphase können sich zwar sehen lassen, werden von anderen Anbietern aber ebenso erreicht oder sogar übertroffen. Insbesondere in stressfreien Zeiten waren die Werte mit über 60 Prozent korrekt. In akuten Stressphasen war die Erkennung weniger präzise. Würde die Dauer des EKGs verlängert oder andere Daten beispielsweise aus dem Schlaftracking hinzugezogen, so würden die Ergebnisse immer besser und könnten zukünftig auch eine Echtzeiterkennung bzw. eine Vorhersage ermöglichen.

Solche Daten würden nicht nur den Nutzern von Wearables einen Mehrwert bieten, sondern vornehmlich auch den Gesundheitsbehörden, sind die Forscher überzeugt. In Kanada ist etwa jeder fünfte Bürger mehr oder weniger stark von Stress betroffen. Das führt nicht nur zu Unzufriedenheit, sondern kann ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen zur Folge haben, etwa Depression oder Fettleibigkeit. Je genauer Daten zur Stressentwicklung erhoben werden können, umso besser könnten in der Gesamtheit wichtige Lernerfahrungen gesammelt werden, mit denen auf individueller, aber auch auf gesellschaftlicher Ebene präventive Maßnahmen gegen gesundheitliche Folgen von Stress etabliert werden können. Wearable könnten dabei eine entscheidende Rolle spielen, weil sie bereits gesellschaftlich akzeptiert werden, so das Fazit der Forscher.

Die komplette Studie ist hier abzurufen: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fdgth.2022.1058826/full.

Bilder: Apple

AngebotBestseller Nr. 1